Im ersten Teil seines Beitrags über attraktive Golfziele in Mähren, dem östlichen Teil Tschechiens, widmete sich Rainer Lomen den Destinationen Celadna und Ostravice. Nun folgt der zweite Abschnitt. Diesmal berichtet der Journalist über Ropice und Lipiny.
Kurz vor polnischer Grenze
Weiter geht es, etwa eine halbe Stunde von Ostravice entfernt liegt Ropice. Die Fahrt führt durch hügelige Landschaft, entlang an Wäldern und Wiesen. Die meisten Flächen sind landwirtschaftlich geprägt, gelegentlich ist etwas Gewerbe zu beobachten. Aus Sicht eines deutschen Journalisten fällt auf, wie wenig Industrie die Region beheimatet. Die Ausnahme bildet der neue Produktionsstandort von Hyundai, den riesige Logistikhallen umgeben. 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind hier tätig, einige Zulieferer haben sich in der Nähe angesiedelt.
„Wo früher der Bergbau dominierte, befindet sich heute vor allem der Fremdenverkehr im Aufwind“, erläutert Antonin Novak von Czech Tourism.
Ropice ist gerade einmal eine Viertelstunde von der polnischen Grenze entfernt – im Dreiländereck vor den Toren der Slowakei. Viele Reisende, die aus Mittel- und Westeuropa per Flugzeug herkommen wollen, wählen den Weg über den Airport im polnischen Kattowitz. Die Route ist in vielerlei Hinsicht günstiger als die Alternative via Prag. Das Ropice Golf Resort empfängt seine Gäste mit einem architektonisch bemerkenswerten Rundbau, dem stylischen Clubhaus. Links davon liegt die Driving Range, viele neu angepflanzte Bäume umsäumen die Anlage. Es handelt sich einen modernen Platz, der eine Länge von 5.363 Metern aufweist – trotz eines lediglich 220 Meter messenden Par 4.
Die eröffnenden Bahnen 1 und 10 gestalten sich recht weitläufig. Das Signature Hole ist Bahn 7, das nach rechts abknickende Dogleg setzt landschaftlich tolle Akzente auf dem großzügig angelegten Platz. Auch Bahn 9 hat ihren speziellen Reiz. Taktik ist gefragt, um den Drive rechts hinauf zum Clubhaus zu spielen – und den Baum in der Mitte des Fairways zu meiden. Während die Front Nine breite Fairways aufweisen, geht es auf den Back Nine enger zu. Von überragender Qualität sind die Grüns, die das Greenfee in Höhe von 70 Euro allemal rechtfertigen.
Darunter wird Kohle abgebaut
Unweit von Ropice stoßen die Fans des kleinen weißen Balls mit Lipiny auf eine höchst ungewöhnliche Location. Am Eingang macht ein alter Kohlewagen darauf aufmerksam, dass hier früher eine Mine war, dass Bergbau betrieben wurde. Der massige Schriftzug ROKD steht für die letzte aktive Kohlenmine in Tschechien.
Auf dem früheren Gelände eines Stahlproduzenten sind immer wieder die Motoren der tief fliegenden Flugzeuge zu hören – kaum überraschend angesichts des nahen Dreiländerecks. Vor 25 Jahren begann die Rekultivierung des Geländes. So entstand vor zwölf Jahren über der ehemaligen Mine ein Golfplatz, ein attraktiver Parkland-Course. Etwa 20.000 Runden werden dort heute pro Jahr gespielt – bei 15 Euro Greenfee ein überaus kostengünstiges Vergnügen. Die Aktiven kommen vor allem aus der Region, einige aus Polen.
Zwei Plätze locken die Golferinnen und Golfer an. Ein Kurs führt über 18, der andere über neun Löcher. Letzterer ist eine öffentliche Pay-and-Play-Anlage, der längste Neunloch-Kurs in Europa. Designt wurde er von einem slowakischen Architekten. Aktuell wird die Destination von der kommunalen Seite betrieben – jedenfalls noch solange, wie die Kohlemine arbeitet.
Und danach?
Die Zukunft erscheint ungewiss... In dem großen Teich tummeln sich viele Fische. Sie stehen sinnbildlich für den Prozess, in dessen Rahmen sich die schwarz-graue Brache in eine grüne Oase verwandelte. Heute hat der Club 500 Mitglieder und betreibt einen Parkland-Course mit großem Baumbestand und kleinen Teichen.
„Hier haben viele Tschechen ihre ersten Schritte in den Golfsport gewagt“, so Pavel Malina.Der Manager schätzt, dass rund 5.000 Golferinnen und Golfer hier begonnen haben. Viele Schulen kommen mit ihren Mädchen und Jungen hierher. Die Jahresgebühr in Höhe von 400 Euro erscheint im Vergleich zu den Beträgen in Deutschland günstig zu sein. „Zu bedenken ist jedoch, dass es die durchschnittliche Arbeitskraft in der Region auf ein Einkommen von 1.300 Euro pro Monat bringt“, rückt Antonin Novak die Relationen zurecht. Soweit Teil 2 des Reiseberichts. Im dritten und letzten Abschnitt geht es in der nächsten Ausgabe um die Destinationen Kravare und den Schlesischen Golfclub.