Mit der neuen Interimsspielstätte für das Staatstheater Kassel auf dem Gelände der ehemaligen Jägerkaserne I wird derzeit auf Initiative der Stadt Kassel unter enormem Zeitdruck ein hochkomplexes Bauprojekt realisiert: modular, vollständig rück‐ sowie wiederaufbaubar und dabei ein vollwertiges Theater.
Großer Gewinn für den Kulturstandort Kassel
„Es ist faszinierend zu sehen, in welcher Geschwindigkeit die Interimsspielstätte des Opernhauses unseres Staatstheaters entsteht und wie auf dieser Großbaustelle, die gleichzeitig den nachhaltigen Ausbau der Quartiersinfrastruktur für Wohnungsbau zum Ziel hat, ein Zahnrad in das andere greift. Wenn das Projekt auch nur annähernd in dem ambitionierten Zeitplan bleiben sollte, dann wird der Theaterbau nicht nur ein großer Gewinn für den Kulturstandort Kassel, sondern es wäre auch ein Ausrufezeichen für die Funktionstüchtigkeit der Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure", sagt Oberbürgermeister Sven Schöller gleich zu Beginn der heutigen Pressekonferenz und dankt den Beteiligten Akteuren: dem Land Hessen in der gemeinsamen Trägerschaft des Staatstheaters, der städtischen Tochtergesellschaft GWG als Bauherrin, der Generalübernehmerin NÜSSLI, den weiteren beteiligten städtischen Gesellschaften, Ämtern und Eigenbetrieben, den Planungsteams, den ausführenden Baufirmen und nicht zuletzt dem Staatstheater als künftigem Nutzer.
Eindrucksvolle Dimensionen für ein wandelbares Theater
Für das Staatstheater Kassel beginnt ein spannendes neues Kapitel, wenn in der kommenden Spielzeit mit dem INTERIM – und das in zentraler Lage zwischen Park Schönfeld, Auestadion und Nordhessenarena - ein vollständig wandelbares Theater eröffnet wird, dessen zentraler Veranstaltungssaal mit einer Höhe von bis zu 18 Metern und einer rechteckigen Grundfläche von 27 mal 55 Metern eindrucksvolle Dimensionen hat. Umgeben von einem großzügigen Foyer und einem Containerdorf für die über 100 Backstage‐Räume, entsteht hier unter Federführung der Stadt Kassel ein visionärer Theaterneubau.
Wenn historische Theaterräume Grenzen zeigen
Intendant Florian Lutz: „Bei dem Versuch, Spielpläne und Theaterformen zu entwickeln, die so offen und vielfältig sind wie die demokratischen Stadtgesellschaften, in denen wir leben, stoßen wir immer wieder an die Grenzen der historischen Theaterräume, in denen wir gewohnt sind zu spielen. Trotz ihrer faszinierenden bühnentechnischen Möglichkeiten zeugen ihre frontalen Bühnenarchitekturen bis heute von den auf Repräsentation zielenden Kunstformen der autoritären Zeitalter, denen sie entstammen. Zeitgemäße Theaterprogramme aber, die von großen Opern und Konzertformaten über offene Schauspielabende und raumgreifende Tanz‐Performances bis hin zu Poetryslams, Techno‐Partys und rauschenden Bällen die Weiterentwicklung ihrer künstlerischen Genres begünstigen wollen, würden von verwandlungsfähigeren Theater‐Räumen profitieren, von multifunktionalen Kulturorten mit flexiblen bühnentechnischen Komponenten. Die Idee eines solchen Zukunftstheaters scheint sich jetzt tatsächlich zu erfüllen: Das Herz unseres INTERIMS ist eine Art ‚Salle modulable‘, die in ihren vielfältigen Bespielungsmöglichkeiten wie ein utopischer Grundraum für die Diversität heutiger Theaterformen anmutet.“
Große Eröffnung noch dieses Jahr geplant
Im Sommer 2025 soll der gesamte Spielbetrieb des Opernhauses bereits auf dem Weg ins INTERIM sein, dessen Eröffnung für den 31. Oktober 2025 geplant wird – aus Bauablaufsicht ein sehr ehrgeiziges Ziel, für das es keine Garantien gibt. Da die Umsetzung einer ganzen Opernbühne sowie vor allem der Umzug von bis zu 300 Mitarbeitenden und ihren über 100 verschiedenen Arbeitsräumen nicht allein während der sechswöchigen Sommerpause zu meistern ist, hat sich das Staatstheater entschlossen, dem Publikum zum Beginn der Spielzeit im alten Opernhaus noch zwei Produktionen mit geringem bühnentechnischem Aufwand anzubieten, bis die neue Spielstätte eröffnet wird.
Immersives Erleben in greifbarer Nähe
„Ich persönlich freue mich schon jetzt sehr auf unser INTERIM, das dank seiner räumlichen Möglichkeiten ein immersives Erleben der Zuschauenden in Aussicht stellt und Theater noch lebendiger, noch unmittelbarer und noch intensiver werden lassen könnte. Dieses innovative und nachhaltige Modelltheater könnte zugleich eine richtungsweisende Rolle in der Entwicklung der Theaterbauten insgesamt einnehmen und die mit dem Ottoneum als erstem festen Theaterbau nördlich der Alpen begonnene, bedeutende Theatergeschichte Kassels fortschreiben, die von Tradition und Innovation geprägt ist“, so Schoeller.