Golfclub Hardenberg

Wassermassen fluten das Hardenberg-Resort

Dynamischer Schwung: Bruno Frontero.
Unter Wasser: Blitz, Donner und heftige Regenfälle prägten die Szenerie bei den German Boys & Girls International.

Bei den 20. German Boys and Girls International, die erstmals nicht in St. Leon-Rot stattfanden, sicherten sich die Hubbelratherin Antonia Steiner und Johanna Janisch aus Österreich sowie der Schwede Neo Berg die Titel. Der Niedersachsen Course im Hardenberg-Resort forderte den Jungen und Mädchen aus 18 Nationen vom ersten bis zum letzten Schlag alles ab. Am Ende musste das Turnier wegen Gewittern, die aus dem Harz nach Nörten-Hardenberg zogen, auf zwei Runden verkürzt werden – die dritte Wettkampfrunde konnten die Youngster nicht mehr beenden.
Greenkeeper im Dauer-Stress

Das Jubiläum des hochklassigen Jugendturniers, das für die europäische Mädchenelite von besonderer Bedeutung war, weil es für die Qualifikation zum Ping Junior Solheim Cup gewertet wurde, läutete eine neue Zeitrechnung ein.  Zuvor waren alle 19 Auflagen in St. Leon-Rot ausgetragen worden. Nun also winkte erstmals der Hardenberg, rund zwölf Kilometer nördlich von Göttingen gelegen.

Der Club zeigte sich als hervorragender Ausrichter. Angesichts der schieren Wassermassen, die auf dem anspruchsvollen Platz niedergingen, hatten die Greenkeeper alle Hände voll zu tun. Fairways und Grüns zeigten sich in gutem Zustand, soweit die Regenmengen das ermöglichten. Sämtliche Helfer und Mitarbeiter der Anlage betreuten die jungen Gäste aus ganz Europa bestens.

Die Gewitter als Konstante

Bei allem, was bei dieser 20. Auflage neu war, blieb eine Konstante erhalten: Zur German Boys & Girls gehörten Gewitter. Das war in St. Leon-Rot schon bis auf wenige Ausnahmen immer so gewesen – und prägte nun die Szenerie in Südniedersachsen. Das Spiel musste am Finaltag erstmals am späten Mittag für eine knappe Stunde unterbrochen werden. Als es für die Athleten wieder rausging, dauerte es nicht lange, bis sich die Spielleitung gezwungen sah, das Spiel erneut zu unterbrechen.

Denn immer, wenn das eine Gewitter, teilweise begleitet von heftigem Starkregen, gerade vorbeigezogen war, kündigte sich, vom Harz aus kommend, direkt das nächste Gewitter an. Lange gingen bange Blicke in den Himmel und die Wetter-Apps, ehe sich Turnierdirektor Sven Hahnl mit der Spielleitung dazu entschloss, die Runde zu annullieren, „weil keine Chance mehr bestand, diese am Samstag zu beenden“. Somit zählte das Klassement, das schon nach zwei Runden in den Büchern gestanden hatte.

Schwede Neo Berg bleibt cool

Bei den Jungen sicherte sich mit 70 und 67 Schlägen ein Schwede den Titel. Neo Berg ist 18 Jahre alt und kommt aus Göteborg. In diesem Jahr gewann der Champion bei seiner dritten Teilnahme in Deutschland erstmals eines der großen Turniere Europas. 2022 hatte sich Berg den 13. Platz erspielt, 2023 schaffte er es in die Top Ten.

„Ich habe vom Tee bis zum Grün sehr solide agiert und mir viele Chance erspielt, um Birdies zu machen. An allen Tagen lief es rund. Erleichtert bin ich vor allem, weil ich am Anfang des Jahres keine gute Zeit hatte“, erklärte der Schwede. Der Sieg bedeute ihm viel. Er liebe es, große Turniere in Europa zu spielen, weil man dabei viele talentierte Spieler kennenlerne, betonte der Sieger, der ab 2026 in den USA College-Golf spielen will.

Hinter Neo Berg sicherte sich Bruno Frontero mit 72 und 66 Schlägen die Silbermedaille. Der Italiener war wenige Tagen zuvor 17 Jahre alt geworden und hatte in seiner Heimat bereits die Gara Nazionale Garlenda gewonnen. Mit seinem Sieg bei der Trofeo Citta di Modena hatte Frontero 2022 die Aufnahme ins World Amateur Golf Ranking (WAGR) geschafft. 2023 hatte der Italiener in St. Leon-Rot Platz 30 belegt.

Bronze ging an Ben Bolton. Der Engländer brauchte auf den beiden gewerteten Runden 71 und 69 Schläge. In die Finalrunde war er mit zwei Birdies auf den ersten vier Bahnen gestartet und hätte vielleicht mehr erreicht, wenn der Tag ohne Gewitter zu Ende gegangen wäre. Entsprechend war Boltons Freude über Bronze eher gedämpft…

Niklas Rehmann bester Deutscher

Als bester Deutscher kam Niklas Rehmann ins Ziel. Der 16-Jährige vom Club Dresden-Ullersdorf erreichte den geteilten fünften Platz – und hatte sich, wie Bolton, mit frühen Birdies auf den Weg gemacht, um am Finaltag noch weiter nach vorn vorzustoßen.

Rehmann, der seit diesem Jahr zum Junior Team Germany gehört und erst 2019 in Isernhagen mit dem Golfsport begonnen hatte, zeigte sich mit seinem Auftritt und der ersten Spitzenplatzierung in der europäischen Jugendelite zufrieden: „Wir hatten etwas Pech mit dem Wetter. Der Platz ist cool und passt zu meinem Spiel, ich kannte die Anlage schon von einem Ranglistenturnier. Der Zustand war trotz des vielen Regens sehr gut.“

Antonia Steiner auf Siegkurs

Bei den Mädchen waren zwei Spielerinnen schlaggleich in die Finalrunde gestartet. Da die Gewitterlage kein Stechen mehr zuließ, wurden Antonia Steiner und Johanna Janisch gemeinsam zu Siegerinnen erklärt. Das war zuletzt 2016 der Fall gewesen, als die Stuttgarterin Aline Krauter und die Dänin Sofie Kibsgaard beide Gold gewonnen hatten.

Steiner hatte Scorekarten mit 69 und 75 Schlägen unterschrieben. Auf den vom Leaderflight bis zum Abbruch gespielten sieben Löchern performte die Hubbelratherin stark. Ohne Bogey lag sie mit zwei Birdies zwei Schläge unter Par – und damit allein an der Spitze. Entsprechend war die Freude über den Sieg bei der 16-Jährigen zwar groß. Doch lieber hätte sie die Chance gehabt, die alleinige Führung im Klassement weiter auszubauen. „Der Sieg bedeutet mir viel. Denn er hilft mir definitiv in der laufenden Karriere weiter – gerade für die Qualifikation zum Junior Solheim Cup, der am Ende des Jahres mein Ziel ist“, unterstrich Steiner.
Als bislang größten Erfolg hatte sie den Sieg bei der R&A Girls U16 Championship 2023 verbucht. Die amtierende nordrheinwestfälische Meisterin spielt in der 1. Bundesliga der Deutschen Golf Liga für Hubbelrath. Anfang Mai hatte Steiner sich bei den Deutschen Lochspielmeisterschaften die Bronzemedaille gesichert.

Janisch kämpft um Rhythmus

Johanna Janisch hatte einen nervösen Start in den Finaltag erwischt und war etwas zurückgefallen. Unmittelbar vor dem Abbruch hatte sie sich mit einem Birdie gerade wieder gefangen.

Entsprechend groß fiel der Jubel über die Goldmedaille bei der Österreicherin aus. 
„Heute war es wegen des Regens schwer für mich, meinen Rhythmus zu finden. Dann tauchte die Frage auf, ob unterbrochen wird oder nicht. Später wurde unterbrochen und dann wieder gestartet – und ich fand es erneut schwer, in den Rhythmus reinzukommen. In diesem Jahr war ich zum ersten Mal bei dem Turnier dabei. Und es war riesig, soweit vorn mitspielen zu können“, strahlte Janisch.

Die Spielerin aus Gmunden war 2023 im Colony Club Gutenhof österreichische Meisterin der Altersklasse U16 geworden. Das Talent des Clubs Regau/Attersee-Traunsee hatte sein Land im Herbst bei der inoffiziellen Mädchen-WM in Kanada vertreten. Bei der Malta Junior Open verpasste Janisch den Sieg nur knapp und freute sich nun riesig über ihren ersten großen Titel.

 

Rühl lobt anspruchsvollen Kurs

Sebastian Rühl äußerte sich begeistert über das Turnier am Hardenberg: „Die Veranstaltung hatte eine unfassbare Trennschärfe. Es war vom Set-Up des Platzes und des Events insgesamt seit langer Zeit das anspruchsvollste, was ich in Deutschland und Europa gesehen habe.“

Der Bundestrainer wünscht sich Turniere, die zeigen, „in welche Richtung es geht und welche Fähigkeiten noch entwickelt werden müssen“. Klar werden solle, wo die Athletinnen bereits gut seien und woran sie noch arbeiten müssten, um den nächsten Entwicklungsschritt zu machen. Wenn man dauerhaft Plätze spiele, die einfacher seien, bekomme man kaum mit, „welche Skills noch entwickelt werden müssen, um wirklich ganz oben anzukommen“. Am Hardenberg sei deutlich erkennbar geworden, wer schon in Richtung des nächsten Levels unterwegs sei „und wer noch ein paar Dinge zu tun hat“.

Bei der Siegerin aus Hubbelrath erkennt Rühl viele gute Aspekte: „Antonia Steiner bewegt sich eindeutig in Richtung Profi-Golf. 2023 hat sie einen großen Sieg bei der R&A Girls U16 eingefahren und gehörte dem Team der Junior Vagliano Trophy an. Über den Winter hat sie viele Weichen gestellt, die aus einer guten Jugendspielerin eine noch bessere junge Erwachsene gemacht haben. Ich bin von ihrer Performance beeindruckt, weil sie auch auf so komplexen Plätzen wie dem Niedersachsen Course ihre Leistung abrufen kann.“

Stimmungsvolle Siegerehrung

Aufgrund der Witterung musste die Siegerehrung verlegt werden. Im Zelt hinter dem Catering führte DGV-Vorstand Marcus Neumann flott und sportiv durch die kurze Zeremonie. Er dankte dem Hardenberg-Resort, das durch Präsident Oliver Bartels vertreten war, „für die großartige Arbeit, die alle Beteiligten und Helfer für dieses große Jugendturnier geleistet haben“. Den meisten Applaus bekam das Greenkeeper-Team, das angesichts der Wassermassen unglaubliche Arbeit geleistet hatte.

Neumann zog nach der ersten Enttäuschung über den Abbruch der Finalrunde ein positives Fazit: „Es ist nicht das erste Turnier, das wegen widriger Witterung abgebrochen werden musste. Trotzdem schmerzt es jedes Mal erneut. Schlimm ist es für den austragenden Club, der eine solche Situation bei einem so großen Turnier nur selten erlebt. Hardenberg hat nach 19 Jahren St. Leon-Rot die großen Fußstapfen mit neuen Akzenten gefüllt und ein neues Engagement gezeigt.“ 

Autor: Rainer Lomen
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