Winsen, Virginia Water, Düsseldorf - Die Veröffentlichung des Turnierkalenders der kommenden DP World Tour (früher European Tour) hat Ende Oktober Golffans in Deutschland aufgeschreckt: Denn eines der prestigeträchtigsten Events fehlt dort aktuell noch. Die European Open, zuletzt dotiert mit 2,5 Mio. Euro und ausgetragen auf dem Nord Course der Green Eagle Golf Courses in Winsen (Luhe), sind nicht im 2025er Kalender aufgeführt, der gegenwärtig 42 Turniere in 26 Ländern umfasst. Stattdessen klafft in der Woche vom 19. bis 22. Juni, also nach den US Open und vor den Italian Open, eine Lücke. Trotz intensiver Bemühungen konnte der Veranstalter U.COM Events aus Düsseldorf bislang keinen neuen Hauptsponsor für das traditionsreiche Turnier gewinnen. Bereits in diesem Jahr mussten die European Open ohne den langjährigen Hauptsponsor Porsche auskommen, nachdem man in Stuttgart entschieden hatte, seine Schwerpunkte auf den asiatischen Markt zu verlagern und die Singapore Classic zu unterstützen. Ohne einen neuen Partner werden die European Open im kommenden Jahr nicht stattfinden, stellte U.COM Geschäftsführer Dirk Glittenberg klar.
Seit 2017 im Green Eagle Golf Course
Für die deutschen Fans sind die European Open einer von zwei Profigolf-Höhepunkten auf deutschem Boden. Von 1978 bis 2008 noch auf den Britischen Inseln beheimatet, verschwand das Turnier danach für ganze sieben Jahre von den Veranstaltungslisten. Seit 2015 ist das Turnier als Porsche European Open wieder Bestandteil der European Tour und seit 2017 auf den Green Eagle Golf Courses vor den Toren Hamburgs zuhause. Bei den Spielern ist der Nord Course auch als „The Green Monster“ berüchtigt - ein Titel, den der Platz übrigens Rocklegende und Golfaddict Alice Cooper zu verdanken hat.
Mit 7.057 Metern gilt der Nord Course als längster und als einer der schwierigsten Plätze auf der DP World Tour. In diesem Jahr haben rund 25.000 Zuschauer das Event live erlebt, eine stattliche Publikumsresonanz, aber leider bei weitem nicht kostendeckend, um eine solche Veranstaltung mit den erwarteten Preisgeldern zu finanzieren. In diesem Jahr deckte die Dachorganisation der Tour den Fehlbetrag, das wird aber in 2025 nicht noch einmal möglich sein.
Und so bleibt gegenwärtig für die deutschen Fans nur zu hoffen, dass der Slot im Terminkalender frei bleibt und sich gegebenenfalls doch noch kurzfristig ein Geldgeber für das traditionsreiche Event finden lässt. Zeit hat man bei U.COM hier noch bis ins Frühjahr 2025 und die Verhandlungen laufen noch. Selbst wenn das Turnier im kommenden Jahr nicht stattfinden kann, ist mit der Tour schon vereinbart, den Slot auch noch für 2026 freizuhalten, um den European Open dann immer noch eine Rückkehr in den Spielplan zu ermöglichen.
München und Salzburg als weitere Tour-Stationen
Ein Trost für alle Fans hierzulande ist, dass wenigstens das zweite Event in Deutschland, die BMW International Open wie gewohnt vom 3. bis 6. Juli im Golfclub München Eichenried ausgetragen werden. Und auch die Austrian Alpine Open im Salzburger Gut Altentann liegen vom 29. Mai bis 1. Juni für die deutschen Golffans für einen Besuch in einigermaßen leicht erreichbarer Nähe.
European Tour setzt den Focus auf „World“
Ein Trend, der auch in anderen Sportarten, wie im Fußball oder in der Formel 1 schon seit längerem zu beobachten ist, scheint sich auch im Golfsport immer mehr durchzusetzen. Mit der 2022 vollzogenen Metamorphose der European Tour als europäisches Pendant der US-PGA Tour hin zur „DP World“ Tour mit dem Logistikunternehmen DP-World mit Sitz in Dubai als Partner, nehmen die Veranstaltungen in Asien und Australien, im südlichen Afrika und im Nahen Osten einen immer größeren Stellenwert ein. Gigantisch gestiegene Preisgeldtöpfe und exotische Locations tragen dem Konkurrenzdruck unter den weltweiten Golf-Ligen Rechnung. In Winsen plant man indes trotzdem auf hohem Niveau. Auch wenn der Wegfall der European Open ein Rückschlag für die Green Eagle Anlage bedeuten würde, wird hier schon seit zwei Jahren intensiv am neuen West-Course gebaut, mit dem Anspruch einen der besten Golfplätze der Welt zu erschaffen. Eine hochmoderne Drivingrange, Hotel und erweiterte Gastronomie inklusive. Im Blick hat man hier die Ausrichtung des Ryder-Cups 2035 und bei einer möglichen Bewerbung Hamburgs die Olympischen Spiele 2040.