Der Sommer hat sich so langsam verabschiedet. Statt strahlendem Sonnenschein und lauen Temperaturen, begegnen einem auf dem Course düstere Wolken, kalter Wind und tiefe Blues. Doch auch wenn sich die primäre Spielsaison im Oktober dem Ende zu neigte, bietet der Herbst einem die perfekte Gelegenheit sich einmal mit der eigenen Technik und der körperlichen Stärke zu beschäftigen. Was lief in der Saison gut? Woran muss nun gearbeitet werden? Wie kann über die kalte Jahreszeit hinweg das Spielniveau gehalten und die Form verbessert werden?
Fragen, mit denen sich jeder Golfende zum Saisonwechsel beschäftigt...
Wir haben mit dem PGA Golfprofessional Nigel Warren gesprochen, wie jeder Spieler trotz kalten Temperaturen gezielt trainieren kann. Darunter optimale Aufwärmtechniken, Anpassungen an die Witterungsbedingungen oder die Stärkung der eigenen Ausdauer.
Schritt Eins: Reflektiere die Saison
In diesem Jahr gab es einige Highlights in den regionalen Clubs, die jeden Aktiven und seine Leistung herausforderten. Dabei testet jeder Course das eigene Spiel immer wieder aufs Neue - und offenbart wo die Stärken und Schwächen der Golfenden liegen. Nigel Warren betont, dass die Saison nicht gleich im Oktober endet. Denn wer in Topform bleiben möchte, nutzt die Zeit im Herbst und Winter, um fit zu bleiben. Das startet mit einem Blick auf die Spielzeit.
"Es macht Sinn die vergangene Saison Revue passieren zu lassen. Wenn nicht schon vorhanden, ist zum Beispiel ein Golftagebuch zu diesem Zweck gut geeignet. Notiere das Handicap zum Saisonstart und -ende sowie den Verlauf während der Saison. Darunter sind gespielte Turniere mit den Ergebnissen, oder Erfolge und Misserfolge in der Saison", so Warren.
Hier können auch die Stärken und Schwächen nach eigener Einschätzung ergänzt werden. Mit einem Blick können so Meilensteine für das Training in den Herbst- und Wintermonaten festgelegt werden. Die Ergebnisse formulieren jedoch auch die Ziele der kommenden Saison. "Wenn man regelmäßig mit einem Pro trainiert, kann dieser nach seiner Meinung und Einschätzung gefragt werden. Ein neutraler Input kann gerade bei der Zielsetzung sehr hilfreich sein!", bekräftigt Warren.
Schritt Zwei: Das richtige Training in der Off-Season
Athleten kämpfen ab Herbst gegen das Wetter, die frühe Dunkelheit und Temperaturen. Während in anderen Sportarten das Training einfach nach Innen verlagert wird, gestaltet sich das beim Golf etwas schwieriger. Warren erklärt jedoch, dass nach der Festsetzung des künftigen Training, es in den kalten Monaten hauptsächlich um zwei Bereiche geht: Körperliche Kondition und die Golftechnik.
"Der innere Schweinehund, den kennen wir alle! Wenn es draußen dunkel, kalt und unangenehm ist, kann es allzu einfach sein, inaktiv zu werden", schmunzelt Warren und wirft ein, dass viele Golfende oft erst ans Fitness-Studio denken, wenn es um das Training nach der Saison geht. "Das ist nicht unbedingt jedermanns Sache und ist auch nicht immer praktisch", gibt der PGA Professional zu bedenken. Allen voran geht es um Spaß - und womit man sich selbst wohlfühlt. Das kann joggen sein, schnelles walken, ein Besuch im Hallenbad, Treppelaufen im eigenen Zuhause, Radeln auf dem Ergometer...
"Drei Ausdauer-Sporteinheiten von 45 Minuten pro Woche helfen, den Fitnessstanden zu halten - das kann sogar im einfachsten Fall Step-Ups auf zwei Stufen sein! Das klingt langweilig, aber mit Musik, Fernsehen oder zusätzlichen Kraftübungen zur Abwechslung, ist es gut auszuhalten", so Warren.
Schritt Drei: Mit dem richtigen Fitnesstraining Kraft und Schnelligkeit stärken
Wer aktiv Golf spielt, weiß genau, wie wichtig Kraft und Schnelligkeit sind. Beide Punkte sind essentiell für ein gutes Spiel und können in manchen Momenten über Sieg oder Niederlage entscheiden. Ein kleiner Geheimtipp vom PGA Professional ist, beide Aspekte über den Winter verstärkt zu trainieren. "Auch hier bieten Fitness-Studios hervorragende Trainingsmöglichkeiten, auch zusammen mit einem Fitnesstrainer. Man kann aber auch zu Hause vieles alleine machen. Zwei Fünf- oder Siebenkilo-Hanteln, Therabänder und ein Pezziball und man ist bestens für das Heimtraining vorbereitet. YouTube ist dabei ein nützliches Tool und voll mit Videos über Stretching, allgemeinen Kraftübungen und golfspezifischen Kraft- und Schnellkraftübungen."
Besonders die typischen Klassiker wie Ausfallschritte, Planks, Liegestütze, Squats und Situps sind hervorragend für Golfende geeignet. Warren ergänzt dabei, dass auch Gleichgewichtsübungen in die Routine mit eingebaut werden sollten. Hier ist jedoch Vorsicht geboten, denn bei Schmerzen sollte sofort aufgehört und bei Unsicherheiten immer nach einem ärztlichen Rat gefragt werden. Also: Langsam herantasten, vorsichtig anfangen und "nicht gleich zu viel wollen."
Schritt Vier: Auf die richtige Technik kommt es an
Wie... die Golftechnik zuhause trainieren? Ja, das geht! Denn es gibt viele Übungen, die einfach in den eigenen vier Wänden umgesetzt werden können. Dabei wirf Warren ein, dass jeder Golfende eine Puttmatte besitzen sollte. Hier gibt es etliche verschiedene Ausführungen. "Wichtig ist es, dass man ein sinnvolles Putttraining plant, nicht nur wiederholtes Einputten aus zwei bis drei Metern Entfernung!" Ergänzend dazu erklärt Warren, dass Übungen, welche zum Beispiel die Schlagflächenstellung im Treffmoment, Schwungaufteilung, Körper- und Augenposition oder Schwungrhytmus, sich besonders für das Heimtraining eignen.
"Im Kurzen- und Langenspiel bieten sich Luftbälle hervorragend als Trainingshilfe zu Hause an. Die Plastikbälle mit mehreren Löchern sind leicht, fliegen nur wenige Meter und machen nichts kaputt! Man kann im Hof, im Garten, oder unter dem Dach in der Garage gefahrlos Bälle schlagen. Eine weiche Matte braucht man, wenn von einer harten Oberfläche geschlagen werden soll. Die Matte schützt dabei auch den Rasen im Garten vor Divots", so Warren, wobei er betont, dass hier nicht einfach ziellos Bälle geschlagen werden sollten - ähnlich wie beim Putten. "Schwungkorrekturen werden am Besten im Winter durchgeführt und Trockenübungen zu Hause sind als Anfangs- punkt gut geeignet. Man kann einen Golfpro nach spezifischen Schwungübungen fragen, die geeignet und zielführend sind. Übrigens, Luftbälle eignen sich sehr gut für Chip- und Pitchtraining."
Schritt Fünf: Trainingergänzung in Indoor-Anlagen oder Golfsimulatoren
Für alle, die mit "echten Golfbällen" trainieren möchten, gibt es viele unterschiedliche Möglichkeiten. Warren äußert hierzu: "Mittlerweile haben viele Golfanlagen Indoor-Trainingsmöglichkeiten oder sogar Golfsimulatoren. In der einfachsten Ausführung schlägt man Bälle von einer Matte in ein Netz. Besser ausgestattete Einrichtungen haben sogar Launchmonitoren (zum Beispiel Flightscope oder Trackman), die es ermöglichen, den Ballflug zu simulieren und Schlagparameter wie Schlägerkopfgeschwindigkeit, Schlagflächenstellung, Schwungbahn und Ballflugdistanz aufzunehmen. Bei Vollblutgolfsimulatoren kann man sogar vor einer Leinwand die bekanntesten Golfplätze der Welt bespielen."
Dein bester Abschlag im neuen Jahr
Der Herbst ist nicht nur eine Übergangszeit – es ist deine
Chance, deine Form auf das nächste Level zu bringen. Während andere sich
langsam in den Winterschlaf begeben, legst du den Grundstein für eine neu und
stärkere Golfsaison. Ob durch Krafttraining, Technikübungen zu Hause oder sogar
eine Reise in sonnige Gefilde: Nutze die kühleren Monate, um deine Leidenschaft
für Golf auf kreative Weise zu pflegen und gestärkt ins nächste Jahr zu
starten. Mit Disziplin, ein wenig Technik und der richtigen Einstellung wird
das neue Jahr deine bisher beste Golfsaison. Let’s play!
"Das absolute Highlight für viele Golfer in den kalten Monaten ist natürlich die Golfreise in die Sonne. Viele PGA Golfpros bieten begleitete Reisen an, wo das tägliche Training und Spielen organisiert wird", wird Warren abschließend ein.