Der Club Rittergut Rothenberger rief – und fast 200 Golferinnen und Golfer kamen. Alle wollten sie im Fuhrbacher Hotel Kronprinz unmittelbar dabei sein, um das 30-jährige Jubiläum ihrer Destination vor den Toren Duderstadts zu feiern. Und um zu den Klängen der Showband Sunrise ausgiebig zu tanzen.
Kleine und große Vermögen auf dem Golfplatz
In ihrer Begrüßung blickte Johanna von Elsner, Chefin der Betreibergesellschaft, auf die Anfänge der Anlage zurück. Damals zog ihr viel zu früh verstorbener Vater, Klaus Schulze-Niehoff, die Fäden. Gemeinsam mit Ehefrau Evi Schulze-Niehoff und einem aktiven Team entwickelte der Pionier ein Projekt, das heute weit über das Eichsfeld und Südniedersachsen hinaus Anerkennung findet.
Dankbar erwähnte von Elsner, dass ihre Mutter dem Club nach wie vor tatkräftig verbunden „und gut drauf“ sei. „Sie wird bei den nächsten drei Jubiläen mit von der Partei sein“, prognostizierte die Managerin unter dem Beifall des Publikums, das Aktive im Alter zwischen fünf und 85 Jahren bildeten. Von Elsner dankte den Sponsoren der Veranstaltung und gab das Wort weiter an Jürgen Wundrack, den sie als „Dreh- und Angelpunkt des Clubs“ bezeichnete.
Persönlichkeiten, die den Golfclub prägten
Der Präsident moderierte fortan das Fest. Neben dem bereits erwähnten Initiator der Destination würdigte er zahlreiche Persönlichkeiten, die den Club im Lauf seiner Geschichte geprägt haben. Dazu zählten der langjährige Sekretär Siegfried Esseln, Simona und Andreas Lüder („ein Glücksgriff für unseren Club“), Gastronomin Waltraud Hoppmann, Gründungsmitglied Jochen Stock sowie Uwe Groth, der mit seinen Charity-Events schon über 22.000 Euro für kranke Kinder eingespielt hat.
Vermeidliches Feuer war ein Ochse auf dem Grill
Günter Hinzmann warf Schlaglichter auf die Historie der Anlage, für die die Grenzöffnung 1989 als Initialzündung wirkte. Weiterhin Landwirtschaft betreiben? Nein! Klaus Schulze-Niehoff stellte die Weichen für einen Golfplatz. 1994 wurde der Bauantrag eingereicht, den die Behörden binnen vier Wochen genehmigten. Zunächst entstanden neun Bahnen, später kamen neun weitere Löcher hinzu. Für Furore sorgte einst Rauch über dem Clubhaus. Ob Gefahr im Verzug war? Keineswegs. Die Schwaden zeugten lediglich von einem Ochsen, der auf dem Grill brutzelte.
„Mit dem Golfplatz kann man ein kleines Vermögen machen. Wenn man vorher ein großes Vermögen hatte“, zitierte Hintzmann den Gründer der Anlage.
„Noch am Abend unterschrieben“
Jürgen Wundrack engagiert sich mittlerweile seit rund 15 Jahren als Präsident. „Diese Aufgabe ist das Beste, was mir passieren konnte“, zeigt sich der Göttinger überzeugt – und erwähnt, dass parallel zu der Wahl seinerzeit seine Enkelin das Licht der Welt erblickte.
Gemeinsam mit drei Ehepaaren, alle Freunde aus der Universitätsstadt, die damals dem Tennissport verbunden waren, berichtet er, hätten seine Frau und er vor über 20 Jahren die Absicht verfolgt, perspektivisch Golf zu spielen. „Uns war klar geworden, dass wir eines fernen Tages, vielleicht mit 80 Jahren, kein Tennis mehr spielen würden“, erinnert sich Wundrack schmunzelnd.
Mit den Carts über den Platz
Also habe man sich mehrere Anlagen angesehen. Als die Gruppe am Rothenberger Haus ankam, habe sie ein gewisser Klaus Schulze-Niehoff auf der Terrasse willkommen geheißen. Weinschorle-Fan Niehoff und Biertrinker Wundrack verstanden sich auf Anhieb. So setzte der Golf-Pionier die Ankömmlinge kurzerhand in mehrere Carts und zeigte den Interessenten den Platz. Die Begeisterung war geweckt. „Noch am Abend unterschrieben wir alle das Aufnahmeformular“, blickt Wundrack zurück. Und das in einer Zeit, in der die Aufnahmegebühr noch bei knackigen 6.000 Mark lag…
„Ich bekomme viel zurück!“
Chefin Waltraud Hoppmann bildet zusammen mit Annegret Gerstemeier und Alia Bodenstaub das aktuelle Team der Gastronomie am Rittergut. „Wir arbeiten gern hier. Man lernt immer wieder angenehme und freundliche Menschen kennen“, betont Bodenstaub. Es herrsche eine herzliche und familiäre Atmosphäre, fügt Gerstemeier hinzu.
Hoppmann ist seit 2005 dabei. Für die 60-Jährige hat der familiäre Aspekt ganz besondere Ausprägungen. Ihr Ehemann spielt seit 29 Jahren Golf, der Sohn begann als Youngster und ist mittlerweile Professional, auch die Tochter liebt den Sport mit dem kleinen weißen Ball. „Ich fühle mich hier wohl und bekomme für das, was ich gebe, sehr viel zurück“, hebt die Gastronomin hervor. Sie freut sich auf die sieben Jahre, die sie noch tätig sein möchte. Daran ändere auch nichts, dass es nach ihrer Beobachtung „seit der Corona-Phase im Clubhaus insgesamt ruhiger geworden ist“.
St. Andrews wirkt als Anreiz
„Die vergangenen drei Jahrzehnte am Rothenberg möchte ich nicht missen“, blickt Michael Falk zurück. Besonders gern schaut der erfahrene Mens-Captain auf die letzten 23 Jahre. So lange nimmt er seine Aufgabe bereits wahr. „Unsere Gruppe ist gut zusammengewachsen“, fasst der Niedersachse zusammen. Nachdem in den Anfängen 16 bis 18 Aktive mitmachten, sind heute zwischen 40 und 50 Teilnehmer bei den Turnieren dabei, die von zahlreichen Sponsoren unterstützt werden. Rund 30 Golfer beteiligten sich an der gemeinsamen Reise im vergangenen Sommer.
2005 trat Thomas Reitzmann dem Club bei. „Die hiesigen Golfrunden habe ich als große Bereicherung erlebt und auf dem Platz viele neue Freunde gefunden“, freut sich der Bad Lauterberger.
Die Anlage als Golfheimat
Die Anlage ist auch Rainer Halds golferische Heimat. Von seinen Kindern, die damals noch die Schule besuchten, wurden der Geismarer und seine Ehefrau Maria einst in den Herbstferien motiviert, ein Golfziel anzusteuern und dort einen Schnupperkurs zu besuchen. Alle vier fingen Feuer und suchten kurz darauf einen passenden Club. Den fanden sie am Rothenberger Haus. „Vor allem wegen der familiären Atmosphäre“, hebt Maria Hald hervor. Der Clou: Seine Kinder und die Ehefrau erwarben die Platzreife vor dem langjährigen Vorstandschef der Göttinger Sparkasse. Die Wende brachte ein Geschenk, das den Manager nach St. Andrews in Schottland führen sollte. Dort benötigte man ein (Mindest-) Handicap von 26. Das weckte Halds Ehrgeiz. Er ließ zwei intensive Golfurlaube folgen – und übersprang die erwähnte Hürde. In der vergangenen Saison bremste ihn die Bandscheibe zeitweise aus. „In 2025 greifen Maria und ich wieder richtig an“, zeigt sich der Niedersachse kämpferisch.
Ein Golfclub, der ganze Familien zu den Drives, Chips und Putts zieht
Seit zwei Jahren spielt Michael Kohl Golf. Er schätzt die natürliche Umgebung, in der er den Sport ausüben kann. „Meine Frau und ich haben uns zusammen mit Freunden auch andere Plätze angesehen. Doch hier am Rothenberger Haus ist es besonders schön“, findet Kohl. Mittlerweile geht er, wenn die Zeit es erlaubt, zwei bis drei Mal pro Woche auf die Runde. „Der Funke ist übergesprungen“, räumt er ein.
Zwölf Monate länger zieht es Richard Sommer zu den Drives, Chips und Putts – im Gegensatz zu seiner Freundin Mechthild Bellendorf, die nach eigenen Worten „eine Frau der ersten Stunde ist“. Er fühlt sich freundlich im Club aufgenommen. Gelegentlich nehmen beide ihren Enkel mit auf den Platz. „Es macht uns allen Spaß“, hebt Sommer hervor.
„Wir bilden hier eine gute Gemeinschaft“, findet Eveline Tilsa. Seit 2003 spielt sie Golf, regelmäßig teet Tilsa bei der DiDaGo-Runde auf, der Dienstags-Damen-Golfrunde. Christian von Hof kennt die Entwicklung der Anlage von Anfang an. „Wenn ich mich recht entsinne, habe ich die Mitgliedsnummer 20“, schmunzelt der Senior. Er liebe den Sport, habe viele Freundschaften schließen können und sei nach wie vor mit Freude dabei.
Mettwurst in der Scheune
In den Anfangszeiten, so von Hof, habe man sich in der Scheune getroffen und eine Mettwurst angeschnitten. Dazu kam eine Kiste Bier oder Hefeweizen auf den Tisch. Später sei in einen Kühlschrank investiert worden. „Den Obolus für die Getränke haben wir in ein Sparschwein gesteckt“, berichtet er. Als Nachtisch habe es Blechkuchen gegeben. Ein kleiner Kreis sei es damals gewesen, nur neun Bahnen hätten bespielt werden können. Bei aller Einfachheit habe der betont familiäre Rahmen viele fasziniert, er sei noch heute das Markenzeichen am Rothenberg. Detlef Friedrich stimmt zu: „Weniger der sportliche Konkurrenzgedanke macht den Club aus. Es ist vielmehr das Miteinander.“
Thomas Kohl erinnert vieles im Clubhaus an eine Kneipe in Duderstadt vor 30 Jahren. An der Theke gehe es zu wie früher, „man kann quatschen und Spaß haben nach der Runde“. Er schätzt es, dass nicht nur Golfer kommen, sondern beispielsweise auch Radfahrer und Wanderer. So sei das Clubhaus mit seinem besonderen Ambiente zum Anziehungspunkt geworden. „Nicht zuletzt hat sich herumgesprochen, dass man bei uns gut essen kann“, macht Kohl deutlich.
Stock liebt die Back Nine
Von Jochen Stock war bereits eingangs die Rede. Das Gründungsmitglied spielt fünf bis sechs Runden pro Jahr auf dem Platz im Eichsfeld, wo seine golferischen Wurzeln liegen. „Als 16-Jähriger bin ich nach Berlin gegangen. Dort lebe ich nach wie vor“, erläutert der Senior. Was seiner Verbundenheit zum Rothenberger Haus aber keinen Abbruch tut.
Stocks Großeltern und Eltern betrieben einen großen Bauernhof in der Region, als der Youngster einst monatlich ins Eichsfeld zu Besuch kam. Später tauchte das Thema Golf am Horizont auf – in Person von Visionär Klaus Schulze-Niehoff. Der gewann Stock für sein Projekt. Heute spielt der Unternehmer in Wannsee und Bad Saarow Golf. Gelegentlich teet er auf dem Niedersachsen Course im Hardenberg-Resort auf. Den Platz am Rittergut hält Stock für anspruchsvoll, die Back Nine liebt er. Die Anlage biete einige besondere Löcher, vor allem im Hinblick auf die Par-3-Bahnen.
„Am meisten schätze ich Bahn 9“, erklärt er – und fügt hinzu, dass es ihm mit fortschreitendem Alter immer schwerer falle, über den kompletten Kurs zu laufen. „Unabhängig von den landschaftlichen und sportlichen Faktoren ist die familiäre Atmosphäre das größte Plus des Clubs“, stößt Stock ins gleiche Horn wie die meisten der aktuell über 500 Mitglieder.
„Fortsetzung in seinem Sinn“
Evi Schulze-Niehoff freut sich über die Resonanz. „Es ist ein wunderbares Gefühl, das 30-Jährige zu feiern. Da gehen die Gedanken selbstverständlich direkt zu meinem verstorbenen Mann, der der Motor des Ganzen war“, erläutert sie mit Wehmut in der Stimme. Ihre Tochter und sie seien sich sicher, „dass wir das Projekt in Klaus‘ Sinne positiv fortführen“. Recht hat sie, die Grande Dame der Anlage. Auf die nächsten 30 Jahre am Rothenberger Haus!